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Praxisverkauf: Geld zieht Ärzte an

Nach dem Praxiskauf wollen viele junge Ärzte in der Großstadt und nicht auf dem Land arbeiten

Bei der Praxisabgabe ist Deutschland gespalten: Wo viele Privatpatienten wohnen, gibt es viele Arztpraxis Neugründungen. Zurück bleiben die Armen. Ob Stadt oder Land - wo sie leben, ist die ärztliche Versorgung schlecht.


Privatpatienten
ziehen einen Praxiskauf überdurchschnittlich an. Diesen Schluss kann man ziehen, wenn man betrachtet, wie sich die Arztpraxen von Haus- und Fachärzten über Deutschland verteilen. Eine scharfe Grenze durchzieht das Land: Auf der einen Seite liegen die Regionen, in denen Menschen leben, die viel Geld verdienen oder Beamte sind und sich deshalb privat versichern können.

Dort gibt es viele Ärzte. Auf der anderen Seite sind die Gegenden mit ärmeren Menschen. Diese Städte und Kreise werden in der Tendenz ärzteleer, der Praxisverkauf schwieriger.

Wenn in Deutschland über das Gesundheitssystem diskutiert wird, ist oft von Zwei Klassen Medizin die Rede, von großen Unterschieden zwischen privater und öffentlicher Versorgung. Es zeigt sich: Ein entscheidendes Argument für Ärzte, an einem Ort eine Praxis kaufen zu wollen, ist die Zahl der Privatversicherten und nicht etwa die Frage, ob dort besonders viele kranke Menschen leben.

Das gilt für Städte ebenso wie für den ländlichen Raum. Für die Planung der Kassenärztlichen Vereinigungen ist die Geografie jedoch fast kein Maßstab. Seit 1993 bestimmt in Deutschland eine strikte Quote, wo sich Ärzte eine Praxis kaufen dürfen und wo nicht. Sie orientiert sich an der Anzahl der Einwohner pro Arzt.

Seit 2013 wird der Anteil der über 64-Jährigen einbezogen und ein Grad der Ländlichkeit der Region. Die Grundlage dieser Bemessung ist jedoch die Versorgungssituation von 1990. Schon damals waren Ärzte ungleich über das Land verteilt.

Großstädte sind einheitliche Bezirke, Mediziner können sich aussuchen, wo im gesamten Stadtgebiet sie residieren wollen. Deshalb drängeln sich die Ärzte in einigen reichen Stadtvierteln. In ärmeren Stadtteilen gibt es dagegen viel zu wenige Praxen,  obwohl viele Studien zeigen, dass Einwohner ärmerer Quartiere häufiger krank sind.

Auf dem Land ist die Lage noch schwieriger. Forscher der Universität Greifswald haben gemessen, wie weit der Weg aus den Dörfern Vorpommerns zum nächsten Arzt ist, wenn man auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist. Wer zum Kinderarzt muss, braucht dort von der Mehrheit der Orte mindestens zwei Stunden für Hin- und Rückfahrt, oft sogar mehr als vier Stunden.

Ähnlich ist es bei Frauen- oder Augenärzten. Im Grundsatz gilt das für alle ländlichen Regionen, sagen die Forscher. Wer zum Arzt den Bus nehmen muss, kann sich auf lange Fahrten einstellen. In einigen Fällen kommt er nicht mehr am selben Tag zurück.

Paul Blickle, Karsten Polke-Majewski, Julian Stahnke und Sascha Venohr
17.07.2015

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