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Steigerung der Attraktivität von Praxisübernahmen

Betrachtungen zur Ärztedichte und Anzahl der Praxisübergaben in Deutschland

Statistisch liegt die Ärztedichte in Deutschland im Schnitt der entwickelten Industrienationen sehr hoch, deutlich höher als beispielsweise in Japan mit seiner weltweit führenden Lebenserwartung. Umgekehrt bedeutet die noch höhere Ärztedichte in Griechenland nicht zwingend eine hervorragende Platzierung bei der medizinischen Versorgung. Was ist also die richtige Ärztedichte und damit verbundene Anzahl an Praxisabgaben?


Bei einer ökonomischen Betrachtung ist von einer großen Elastizität der Nachfrage nach ärztlichen Leistungen über einen Grundbedarf hinaus auszugehen.

Damit ist die Nachfrage beim Praxiskauf grundsätzlich nach oben offen und stark vom Preis mit bestimmt. Die länderspezifisch unterschiedlichen Durchschnittswerte legen starke kulturelle und systembedingte Einflüsse auf den Ärztebedarf beziehungsweise auf Angebot und Nachfrage nahe.

Gibt es überhaupt eine richtige Verhältniszahl für die ärztliche Versorgung und einen Indikator für den Praxisverkauf? Sind hier nicht eine Güterabwägung und eine davon bestimmte politische Prioritätensetzung der Finanzierung öffentlicher Aufgaben gefragt? 

Darf sich die Diskussion dabei an bundesweiten Arztzahlen und Durchschnittswerten erschöpfen? Wesentlicher ist also ein mögliches Verteilungsproblem bzw. eine Fehlallokation der kostbaren Ressource Arzt und Arztpraxis verkaufen.

Systemsteuerung des Praxiskauf als Herausforderung. Damit sind die mit den Steuerungsaufgaben im Gesundheitssystem betrauten Institutionen gefragt.

Vorhandene Personalressourcen, in den überversorgten medizinischen Gebieten und bei den nicht berufstätigen Ärztinnen und Ärzte, lassen sich durch geeignete Anreize zur Praxisübernahme vermutlich in größerem Maßstab zurückgewinnen.

Diese Ressourcen sollten nach Ausgleich der Defizite zukunftsorientiert und im Interesse der Bevölkerungsgesundheit fortlaufend gesteuert werden.

Flexible Praxismodelle mit Angestelltenverhältnissen, Teilzeitanstellungen, Kinderbetreuung, Studienplatzquoten für den Praxiskauf in ländlichen Bereichen, Vergütungsangleichungen mit dem klinischen Bereich fördern die Versorgung auf dem Land.

Familiengerechte Dienstzeiten und Organisationsformen, finanzielle Anreize durch Bereitstellung von Praxisräumen und Wohnräumen, die Freisetzung ärztlicher Kapazität durch die Verringerung der Bürokratie setzen Anreize, junge Ärzte zur Praxisübernahme zu motivieren.

Die Frage lautet eben nicht, wie viele Ärzte das Land braucht, sondern wie viele Ärzte wir wo und mit welchen Qualifikationen bereitstellen wollen. Dies kann nur in einem auch öffentlichen Diskurs erfolgen. 

Frank Boos
05.08.2015

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